Der „Veterinary Day“ fand am 17. April 2018 mit dem Schwerpunkt Antibiotikaeinsatz und –Minimierung für Schweine in Melle statt. Dabei stand die Frage im Raum: „Ferkel ohne Antibiotika aufziehen! Utopie oder realistisches Ziel?“
Das Programm bestand aus 4 verschiedenen Vorträgen zu folgenden Themen:
Antibiotikaeinsatz – Wege zur Reduzierung: Die Schweineproduktion ist ein großer Teil der Lebensmittelindustrie vor allem im China, Europa, Südostasien und den USA. Die Fokusse der modernen Schweineproduktion sind die Zoonosen, Antibiotikaresistenzen, die Lebensmittelsicherheit und das Tierwohl. Das Monitoring der Antibiotikaresistenz und des Antibiotikaeinsatzes in der Veterinärmedizin insbesondere bei landwirtschaftlichen Nutztieren ist notwendig. Ein erfolgreiches Beispiel dafür ist das Überwachungssystem und das Ampelmodel in den Niederlanden. Durch die Einführung des Models sowohl bei den Tierärzten als auch den Tierhaltern ist eine signifikante Reduzierung der Antibiotikaabgabe in der Schweinezucht und –mast realisiert worden. Die Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes kann auch durch verbesserte Hygiene, Impfung, bessere Diagnosestellung, Monitoring der Gesundheit usw. realisiert werden.
Ferkelgesundheit - Start von der Pole-Position: Das Kolostrum ist das erste Sekret der Milchdrüse, das die Wachstumsfaktoren (IGF 1, 2), Enzyme (Proteasen, Lipase und Amylase), nicht-spezifische antimikrobielle oder immunmodulierende Komponenten, Vitamine und Mineralstoffe beinhaltet. Dabei gibt es eine direkte Verbindung zwischen dem Geburtsgewicht und der Kolostrumaufnahme. Die Fütterung und die Körperkondition des Mutterschweins und das Management der Mitarbeiter und der Geburtsleitung haben einen Einfluss auf die Kolostrumproduktion.
Magen-Darm-Gesundheit bei Ferkeln - den richtigen Fokus setzen: Es gibt diätetische Faktoren, die die Proteinverwertung verbessern können, das Ferkelwachstum positiv beeinflussen und antibakterielle Wirkung ausüben können. Die organischen Säuren wie Ameisensäure im Ferkelfutter können zur Senkung des pH-Wertes führen und indirekt die Proteinverwertung positiv beeinflussen, überschüssige Calcium- und Zinkgehalte im Futter vermindern und antimikrobielle Effekte haben.
Wirksamkeit antimikrobieller Wirkstoffe erhalten – Antibiotikareduktion sinnvoll gestalten: Resistente Bakterien können durch die Therapieresistenz des Einzeltiers selektiert werden. Sie können sich im Bestand, in der Umwelt und auf den Menschen ver-/ und ausbreiten. Die resistenten Bakterien können von Nutztieren während des Melkens, der Schlachtung, der Verarbeitung, des Verzehrs und der Verdauung auf den Menschen übertragen werden. Die Resistenzausbreitung in die Umwelt kann sich durch verschieden Wirtschaftsdüngern (Gülle, Jauche, Festmist) ergeben. Studien zeigten, dass genetisch ähnliche Bakterien von Tieren und Landwirten und auch Familien von Landwirten erkannt werden können. Die Antibiotikareduktion kann durch die Verbesserungen der Hygiene (inkl. Immunprophylaxe etc.), weniger Metaphylaxe, guter Diagnostik und weniger Anwendungsfehlern (weniger orale Verabreichung) erreicht werden. Die Ergebnisse einer Studie aus einem größeren Projekt haben gezeigt, dass die ökologische Schweinehaltung im Vergleich mit konventioneller Schweinehaltung geringere Therapiehäufigkeiten und einen geringeren Anteil an resistenten Isolaten aufweist.